Adventskonzerte 2008
J. S. Bach, Kantate 62 „Nun komm, der Heiden Heiland“ / Camille Saint-Saëns, „Oratorio de Noël“ op. 12 (1858) / Christoph A. Schäfer „Magnificat“ (Uraufführung)
Die drei Werke erklangen bei Konzerten in Freiburg (6. 12. 08, 19 Uhr in der Lutherkirche) und Heidelberg (7. 12. 08, 17 Uhr in der Heiliggeistkirche).
Das Heidelberger Konzert wurde in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 12. Dezember 2008 von Matthias Roth unter dem Titel „Reizvolle Effekte. Weihnachtskonzert mit Schäfer-Uraufführung in der Heidelberger Heiliggeistkirche“ besprochen.
Interview mit Christoph A. Schäfer zu seiner Neukomposition
Im Vorfeld der Konzerte hat Dominik Giel (dg) ein Gespräch mit Christoph A. Schäfer geführt, das wir hier wiedergeben:
Die Junge Kantorei Freiburg feiert ihr zehnjähriges Bestehen durch ein Konzert zum zweiten Advent in der Lutherkirche mit dem Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns, der Bachkantate 62 „Nun komm der Heiden Heiland“ und der Uraufführung des „Magnificat“ von Christoph Andreas Schäfer. Dominik Giel sprach vor der Aufführung mit dem Komponisten und Dozenten der Freiburger Musikhochschule.
dg: Am Samstag wird das "Magnificat" uraufgeführt. Was kann man sich unter diesem lateinischen Werktitel vorstellen?
CAS: In der Weihnachtsgeschichte des Lukas wird erzählt, wie Maria duch die Berge wandert um ihre Cousine Elsibeth zu besuchen. Als die beiden Frauen sich begrüßen hüpft das Baby, das später als Johannes der Täufer berühmt wird, im Bauch der schwangeren Elisabeth vor Freude, weil es spürt, dass die Mutter Jesu zu Besuch gekommen ist. Und Maria ihrerseits stimmt daraufhin ein Lied an, so erzählt es der Evangelist Lukas. Und dieses Lied beginnt mit dem lateinischen Wort "Magnificat" zu deutsch "Meine Seele erhebt den Herrn". Übrigens ist das Magnifact der Text in der Bibel, der am häufigsten verton wurde. In meinem Stück trägt der Kinderchor, begleitet von Harfen und zarten Glockenklängen den deutschen Text vor, der lateinische Text ist für fünstimmigen Chor gesetzt, mit Begleitung von Trompete, Streichorchester, Schlagzeug und Großer Orgel. Dazu kommen noch fünf Solosänger. Elemente der Pop-, Filmmusik und des Musicals kommen genauso vor, wie klassisch intendierte Kompositionstechniken.
dg: Welche weiteren Aufführungen des Stückes sind geplant?
CAS: Wir singen das Werk am Samstag in Freiburg und dann am Tag drauf nochmal in Heidelberg. Wenn das Stück erfolgreich ist, gibt es vielleicht einige Kollegen, die es schon im nächsten Jahr zu Weihnachten aufführen werden. Es ist eigentlich relativ leicht zu realisieren - zum Beispiel zusammen mit dem Weihnachtsoratorium von Saint-Saëns, so wie wir es bei der Uraufführung machen.
dg: Was unterscheidet die Heidelberger von der Freiburger Aufführung?
CAS: (lacht) Hauptsächlich das Publikum! In Freiburg haben wir ein Publikum, was sich zum großen Teil aus Fans des Chores, darunter viele Studierende, zusammensetzt. Wir sind vom Publikum große Begeisterung und lang anhaltenden Applaus nach unseren Konzerten gewohnt. In Heidelberg singen wir in der Heiliggeistkirche, der evangelischen Hauptkirche. Das Publikum dort repräsentiert im Durschnitt stärker das etablierte Konzertpublikum als in Freiburg. Auf den anderen Seite liegt diese Kirche inmitten des Heidelberger Weihnachtsmarktest und unsere Zuhörer kommen oft "zufällig" direkt vom Weihnachtsmarkt in die Kirche.
dg: Sie führen das Stück in Heidelberg und Freiburg immer mit Ihren eigenen Chören auf. Welche Vorteile hat das?
CAS: Beim "Magnificat" ist diese Konstellation besonders günstig, weil von der Komposition bis zur Ausführung alles in einer Hand liegt. Schon beim Komponieren im Sommerurlaub wußte ich beisielsweise recht genau, wie viele Tenöre singen werden und wie hoch ich für diese schreiben darf. Ich habe beim Einstudieren immer im Blick behalten, welcher Chor welche Aufgabe besonders gut lösen wird, wie sich beide Chöre ergänzen und zu einem großen Gesamtchor zusammenfügen werden.
dg: Vor 10 Jahren gründete sich die Junge Kantorei Freiburg. Haben Sie damals erwartet, dass Ihr Chor so alt würde?
CAS: Das hätte weder ich gedacht, noch die Menschen, die damals mit mir den Chor gegründet haben. Schön ist, dass einige von Ihnen nach wie vor - auch bei den jetzigen Konzerten - mitsingen.
dg: Das Stück ist mit Solisten der Musikhochschule und einem eigenen Kinderchor besetzt. Können Schüler im Alter von 12 bis 14 Jahren überhaupt etwas mit dem lateinischen Texten anfangen?
CAS: Kinder haben einen unmittelbaren Zugang zum Singen wie auch zu religiösen Fragen. Wir haben in den letzten Wocheninteressante Gespräche über den Text des "Magnificat" geführt, in denen auch mir manch neuer Gedanke gekommen ist. Kinder über einige Jahre als Kantor zu begleiten und sie dabei auch an die Große Chormusik wie Bachs "Weihnachtsoratorium" oder "Matthäuspassion" heranzuführen ist eine wichtige Aufgabe, zu der ich gern meinen Beitrag leiste. Und natürlich: Singen tut Körper und Seele gut- das gilt für Kinder genauso wie für Erwachsenen.
dg: Sie stehen mit Ihrem Werk im Programm zwischen Bach und Saint-Saens - ist man da aufgeregt?
CAS: Ja. Zum Glück ist Bach unerreichbar, damit bin ich eine Sorge los. Und wenn nach dem Hören des schönen Weihnachtsoratorium von Saint-Saëns, dem großen Klangflächenmaler und Melodienzauberer, bei einem oder anderen doch noch eine Melodie aus meinem Stück hängenbleibt darf ich schon zufrieden sein.